Anis:
Wo
Anis seine Ur-Heimat hat, ist unbekannt, wahrscheinlich aber kommt
die Pflanze aus dem Orient und ist in den Mitelmeerländern
schon sehr lange bekannt. In ägyptischen Papyrusrollen aus
der Zeit um 1000 v. Chr. jedenfalls ist Anis ebenso enant und beschrieben
wie bei grieschichen und römischen Autoren. Mit den Benediktiner-Mönchen
kam Anis dann auch über die Alpen, was so um die Regierungszeit
Karl des Großen gewesen sein mag.
Anis
riecht sehr angenehm süßlich und aromatisch, schmeckt
würzig-frisch und wird vor allem in Backwaren zur Weihnachtszeit
verwendet.
Ingwer:
Schon
im frühen Mittelalter zählte Ingwer in ganz Europa zu
den Gewürz- und Heilpflanzen, die sehr vielseitig eingesetzt
wurden. Bereits in der Antike brachten die Araber den Ingwer nach
Rom, doch erst später berichtete Marco Polo von dieser Pflanze
beziehungsweise der Wurzel und ihrem plantagenmäßigen
Anbau in China. Später sorgten die Spanier für die weitere
Verbreitung des Ingwers bis nach Westindien. Ursprünglich in
den heißen Dschungeln Mittel- und Südostasiens beheimatet,
ist Ingwer heute in allen tropischen Klimazonen zu finden.
Sein
etwas eigenartiger, kräftig aromatischer Geruch wie sein brennend
scharfer Geschmack sind tyisch für die Ingwer-Knolle, die sowohl
frisch als auch getrocknet für viele Gerichte unentbehrlich
ist, in Europa vor allem auch für Süßspeisen, Konfekt,
Kuchen und alle Arten von Brot. Daneben ist er ein wichtiger Bestandteil
für verschiedene Curry-Pulver.
Kardamon:
Von
der buschigen Pflanze, dem Ingwer nahe verwandt, sind nur die aus
einem Seitentrieb wachsenden Blüten mit dreieckigen Samenkapseln
wichtig, die jeweils vier bis acht unregelmäßig geformte
Samen enthalten, den eigentlichen Kardamon.
Das
Gewürz stammt aus den indischen Bergwäldern, kommt heute
aber vor allem aus südindischen Provinzen, auch Malaysia, Kambodscha
und Guatemala. Den Überlieferungen nach wurde Kardamon schon
lange vor unserer Zeitrechnung in Babylon angebaut; nach Europa
kam er allerdings erst um 1200. Das sehr feine Aroma sowie ein kräftiger,
etwas brennender Geschmack, der an Eukalyptus erinnert, machten
das Gewürz sehr beliebt, weshalb es bald zu den edelsten und
teueresten gehörte. Bei uns wird es in der Hauptsache für
Backwaren, Süßspeisen und süßliche Marinaden
verwendet. In den arabischen Ländern kann sich kein Genießer
seinen Kaffee ohne Kardamon vorstellen.
Ein
wichtiger Qualitätsunterschied existiert zwischen Kardamon,
der in der Schale gemahlen wurde, und solchem bei dem nur die Samen
verarbeitet wurden. Nur letzterer ist qualitätiv hochwertig
und somit für unsere Backwaren geeignet.
Koriander:
Mit
ziemlicher Sicherheit ist Koriander eines der ältesten Gewürze,
die die Meschen kennen und verwenden. Bereits in uralten Sanskrit-Texten,
wie in der Biebel, ist es genannt, und man fand es sogar bei Ausgrabungen
von Kulturen der Jungsteinzeit. In Indien und in China wird Koriander
heute noch vielfach in der Medizin eingesetzt. Vermutlich ist der
östliche Mittelmeerraum die Ur-Heimat des Korianders; er wird
heute aber fast überall angebaut, sogar in Thüringen,
Franken und Württemberg.
Koriandersamen,
sie sind das Gewürz, riechen frisch ziemlich übel nach
Wanzen, was der pflanze auch den Beinamen "Wanzendill"
eintrug, duften getrocknet aber sehr aromatisch, wenn sie auch etwas
brennend schmecken. Für viele Brot- und Wurstgwürzmischungen
ist Koriander unentbehrlich, vor allem aber für Lebkucehen
und alle Arten von Weihnachtsbäckerei.
Muskat:
Vorab
etwas sehr Wichtiges: Muskatnuß und Muskatblüte sind
nicht dasselbe! Die Muskatnuß war lange vor Christus bekant,
was Funde in Sarkophagen und Grabkammern der alten Ägypter
belegen. Um 400 herum brachten Araber und Venezianer ab und zu Muskat
nach Europa; er war sehr selten und deshalb extrem wertvoll und
sündhaft teuer. Die überaus abenteuerliche Geschichte
des Muskat begann jedoch erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts, nachdem
Vasco da Gama den Seeweg nach Indien entdeckt hatte. Zuerst hatten
die Portugiesen das Monopol für den gesamte Gewürzhandel
und verteidigten es mit aller Erbitterung fast 100 Jahre lang. Schließlich
wurden sie aber von den Holländern von ihren südostasiatischen
Besitzungen verdrängt. Die Niederländer rationierten vor
allem den Muskatbaumanbau, vernichteten gar ganze Plantagen auf
einigen Inseln, um so eine Verknappung (und Verteuerung) zu erzielen.
Bis die Franzosen endlich lebende Muskatbäume stahlen (dabei
nahmen sie gleich Gewürznelkenbäume mit!) und Muskat auf
ihren Besitzungen Réunion und Mauritius züchteten -
mit großartigem Erfolg.
Die
Muskatnuß wird in aller Regel kurz vor Gebrauch frisch gerieben,
seltener als fertiges Muskatnuß-Pulver gekauft. Backwerken
gibt das Gewürz ein vorzügliches Aroma. Der die eigentliche
Muskatnuß umschließende Samenmantel ist im Handel als
Muskatblüte (auch Macis) bekannt, wird sowohl ganz oder gemahlen
angeboten. Im Gegensatz zur Muskatnuß, die intensiv würzt,
ist die Muskatblüte, die ganz ähnlich wie die Nuß
duftet und schmeckt, feiner, zarter, aber aromatischer. Beide Gewürze
können für die gleichen Einsätze verwendet werden,
vorzugsweise für unser feines, festliches Backwerk.
Gewürznelke:
Wie
der Muskatbaum stammt auch die Nelke von den Molukken, wo die Nelkenbäume
noch heute angebaut werden. Die Geschichte der gtrockneten Blütenknospen,
der Gewürznelken, ist eng mit der der Muskatnuß verbunden,
was ihr erstes Auftauchen lange vor unserer Zeitrechnung und ihre
Verbreitung über die Erde angeht. Nelken mit ihrem kräftigen
aromatischen Geschmack sind in der Küche für Getränke,
Speisen und Backwerk begehrt.
Piment:
Der
Pimentbaum gehört zur Familie der Myrtengewächse und hat
seine Heimat im tropischen Mittelamerika. Viele Versuche, den Baum
auf Java und Sumatra einzubürgern, mißlangen, so daß
noch heute Piment hauptsächlich aus der Karibik, Mexiko und
Brasilien sowie aus Ländern Mittelamerikas kommt. Piment wurde
in Europa erst nach Kolumbus' zweiter Reise bekannt. Die Spanier
sorgten dann schnell für die Kultivierung des Pimentbaumes
in ihren amerikanischen Besitzungen und für den Handel in Europa.
Spanisch ist auch der Name, der von dem Wort pimenta für Pfeffer
stammt, hielt man doch lange den Piment für eine besondere
Art von Pfeffer.
Piment
duftet sehr deutlich nach einer Mischung von Nelken, Muskat und
Zimt, schmeckt so ähnlich wie Nelken mit einem Hauch Pfeffer-Schärfe.
Wohl deshalb haben dei Engländer dem Piment den Namen Allspice
für "Allgewürz" gegeben. Frisch gemahlene Pimentkörner
sind in vielen Backrezepten als Zutat sehr wichtig.
Vanille:
Lange
ehe die Vanille, eine Kletterorchidee, nach Europa kam, wurde sie
von den Azteken in Mittelamerika, ihrer Heimat, kultiviert und für
medizinische Zwecke und als Würze für den Kakao verwendet.
Auch als "Muntermacher für müde Männer"
war sie überaus beliebt. Erst der spanische Eroberer Hernán
Cortés versuchte, das Gewürz in Spanien einzuführen,
was allerdings kläglich mißlang. Trotz der angedrohten
Todesstrafe unterneahmen es Abenteurer immer wieder, Vanille-Stecklinge
zu stehlen und in anderen Ländern anzubauen, was jedoch immer
schiefging. Über 300 Jahre lang blieb Mexiko der Vanille-Monopolist.
Erst im 19. Jahrhundert gelang mit gestohlenen Keimlingen auf der
Insel Réunion im indischen Ozean die Aufzucht, doch die Blüten
blieben ohne Früchte, weil die natürlichen Bestäuber
- Kolibris und Insekten - der mexikanischenHeimat fehlten. Ein erfolg
stellte sich allerdings ein, als man lernte, die Blüten künstlich
zu bestäuben.
Vanille
wird heute zum Würzen von Süßspeisen, Backwaren
und Getränken verwandt, denn die länglichen Fruchtkapseln
(oft fälschlich Schoten genannt) duften hinreißend zart
und aromatisch, bei einem süßlich-würzigen Geschmack.
Der größte Verbraucher echter Vanille ist die Schokoladenindustrie,
macht doch dieses Gewürz die Schokolade erst zu dem was sie
ist. Mit der echten Bourbon-Vanille (nach dem ehemaligen Namen der
Insel, auf der sie nach Mexiko angebaut wurde) kann man durchaus
Vanille-Zucker selbst herstellen. Die Kapsel wird entweder so wie
sie ist, oder aufgeschnitten, in Zucker gelegt, wo sie - in einem
möglichts luftdicht verschlossenen Glas - ihr Aroma an den
Zucker abgibt.
Zimt:
Hiebei
handelt es sich ebenfalls um eines der ältesten Gewürze
der Welt. Schon vor rund 4.500 Jahren duftete so manche Küche
in China nach Zimt. Die Araber und phönizische Kaufleute brachten
die aromatische Rinde der Zimtbäume nach Ägypten ins Reich
der Pharaonen, wo sie auch Nero kennenlernet. Erst zu Beginn des
14. Jahrhunderts kam Zimt von Ceylon (Sri Lanka) nach Europa, obwohl
es noch viele Jahre dauerte, bis etwa die Portugiesen den vollen
Wert des Zimtes einzuschätzen lernten. Dann allerdings wurde
es zu einem der wertvollsten und teuersten Gewürze. Weiß
man von Nero, daß er zu Ehren seiner Frau Poppäa nach
deren Tode große Feuer aus Zimtrinde in Rom entfachte, ist
auch die Demonstration des unvorstellbaren Reichtumes der Augsburger
Fugger einst mit Zimt vor sich gegangen. Um 1530 soll der Kaufmann
Anton Fugger, so berichten die Chronisten, die Schuldscheine Kaiser
Karls V. vor dessen Augen in einem Feuer aus Zimtstangen verbrannt
haben; nur um zu zeigen, daß er sich den Verlust dieser Zehntausende
Goldstücke ja leisten könne.
Zimt
und Zimtrinde sind das gleiche Gewürz, nur in anderer Form.
Wohl aber gibt es verschiedene Zimtbäume, aus deren inneren
Rindenschicht die Zimtrinde hergestellt wird. Da ist einmal der
Ceylon-Zimt (Canehl genannt). Zum anderen gibt es den China-Zimt
(auch Cassia genannt), der mehr Gerbstoffe enthält, weil seine
äußere korkartige Rinde oft nur unzureichend entfernt
wurde. Und schließlich gibt es den Padang-Zimt in den nach
deutscher Norm Qualitäten AA, A, B und C vovon die Güteklasse
AA die feinste und dünnste Rinde ist, die sich am besten zum
Mahlen von Zimtpulver eignet.
|