Geheimnisse der Stollenbäckerei  -  Teil 4: Gewürze
Startseite
Informationen
Geschichte
Weihnachtsstollen
Bestellungen
Fotos
Anfragen
© by J. Simmchen

Anis:

Wo Anis seine Ur-Heimat hat, ist unbekannt, wahrscheinlich aber kommt die Pflanze aus dem Orient und ist in den Mitelmeerländern schon sehr lange bekannt. In ägyptischen Papyrusrollen aus der Zeit um 1000 v. Chr. jedenfalls ist Anis ebenso enant und beschrieben wie bei grieschichen und römischen Autoren. Mit den Benediktiner-Mönchen kam Anis dann auch über die Alpen, was so um die Regierungszeit Karl des Großen gewesen sein mag.

Anis riecht sehr angenehm süßlich und aromatisch, schmeckt würzig-frisch und wird vor allem in Backwaren zur Weihnachtszeit verwendet.

Ingwer:

Schon im frühen Mittelalter zählte Ingwer in ganz Europa zu den Gewürz- und Heilpflanzen, die sehr vielseitig eingesetzt wurden. Bereits in der Antike brachten die Araber den Ingwer nach Rom, doch erst später berichtete Marco Polo von dieser Pflanze beziehungsweise der Wurzel und ihrem plantagenmäßigen Anbau in China. Später sorgten die Spanier für die weitere Verbreitung des Ingwers bis nach Westindien. Ursprünglich in den heißen Dschungeln Mittel- und Südostasiens beheimatet, ist Ingwer heute in allen tropischen Klimazonen zu finden.

Sein etwas eigenartiger, kräftig aromatischer Geruch wie sein brennend scharfer Geschmack sind tyisch für die Ingwer-Knolle, die sowohl frisch als auch getrocknet für viele Gerichte unentbehrlich ist, in Europa vor allem auch für Süßspeisen, Konfekt, Kuchen und alle Arten von Brot. Daneben ist er ein wichtiger Bestandteil für verschiedene Curry-Pulver.

Kardamon:

Von der buschigen Pflanze, dem Ingwer nahe verwandt, sind nur die aus einem Seitentrieb wachsenden Blüten mit dreieckigen Samenkapseln wichtig, die jeweils vier bis acht unregelmäßig geformte Samen enthalten, den eigentlichen Kardamon.

Das Gewürz stammt aus den indischen Bergwäldern, kommt heute aber vor allem aus südindischen Provinzen, auch Malaysia, Kambodscha und Guatemala. Den Überlieferungen nach wurde Kardamon schon lange vor unserer Zeitrechnung in Babylon angebaut; nach Europa kam er allerdings erst um 1200. Das sehr feine Aroma sowie ein kräftiger, etwas brennender Geschmack, der an Eukalyptus erinnert, machten das Gewürz sehr beliebt, weshalb es bald zu den edelsten und teueresten gehörte. Bei uns wird es in der Hauptsache für Backwaren, Süßspeisen und süßliche Marinaden verwendet. In den arabischen Ländern kann sich kein Genießer seinen Kaffee ohne Kardamon vorstellen.

Ein wichtiger Qualitätsunterschied existiert zwischen Kardamon, der in der Schale gemahlen wurde, und solchem bei dem nur die Samen verarbeitet wurden. Nur letzterer ist qualitätiv hochwertig und somit für unsere Backwaren geeignet.

Koriander:

Mit ziemlicher Sicherheit ist Koriander eines der ältesten Gewürze, die die Meschen kennen und verwenden. Bereits in uralten Sanskrit-Texten, wie in der Biebel, ist es genannt, und man fand es sogar bei Ausgrabungen von Kulturen der Jungsteinzeit. In Indien und in China wird Koriander heute noch vielfach in der Medizin eingesetzt. Vermutlich ist der östliche Mittelmeerraum die Ur-Heimat des Korianders; er wird heute aber fast überall angebaut, sogar in Thüringen, Franken und Württemberg.

Koriandersamen, sie sind das Gewürz, riechen frisch ziemlich übel nach Wanzen, was der pflanze auch den Beinamen "Wanzendill" eintrug, duften getrocknet aber sehr aromatisch, wenn sie auch etwas brennend schmecken. Für viele Brot- und Wurstgwürzmischungen ist Koriander unentbehrlich, vor allem aber für Lebkucehen und alle Arten von Weihnachtsbäckerei.

Muskat:

Vorab etwas sehr Wichtiges: Muskatnuß und Muskatblüte sind nicht dasselbe! Die Muskatnuß war lange vor Christus bekant, was Funde in Sarkophagen und Grabkammern der alten Ägypter belegen. Um 400 herum brachten Araber und Venezianer ab und zu Muskat nach Europa; er war sehr selten und deshalb extrem wertvoll und sündhaft teuer. Die überaus abenteuerliche Geschichte des Muskat begann jedoch erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts, nachdem Vasco da Gama den Seeweg nach Indien entdeckt hatte. Zuerst hatten die Portugiesen das Monopol für den gesamte Gewürzhandel und verteidigten es mit aller Erbitterung fast 100 Jahre lang. Schließlich wurden sie aber von den Holländern von ihren südostasiatischen Besitzungen verdrängt. Die Niederländer rationierten vor allem den Muskatbaumanbau, vernichteten gar ganze Plantagen auf einigen Inseln, um so eine Verknappung (und Verteuerung) zu erzielen. Bis die Franzosen endlich lebende Muskatbäume stahlen (dabei nahmen sie gleich Gewürznelkenbäume mit!) und Muskat auf ihren Besitzungen Réunion und Mauritius züchteten - mit großartigem Erfolg.

Die Muskatnuß wird in aller Regel kurz vor Gebrauch frisch gerieben, seltener als fertiges Muskatnuß-Pulver gekauft. Backwerken gibt das Gewürz ein vorzügliches Aroma. Der die eigentliche Muskatnuß umschließende Samenmantel ist im Handel als Muskatblüte (auch Macis) bekannt, wird sowohl ganz oder gemahlen angeboten. Im Gegensatz zur Muskatnuß, die intensiv würzt, ist die Muskatblüte, die ganz ähnlich wie die Nuß duftet und schmeckt, feiner, zarter, aber aromatischer. Beide Gewürze können für die gleichen Einsätze verwendet werden, vorzugsweise für unser feines, festliches Backwerk.

Gewürznelke:

Wie der Muskatbaum stammt auch die Nelke von den Molukken, wo die Nelkenbäume noch heute angebaut werden. Die Geschichte der gtrockneten Blütenknospen, der Gewürznelken, ist eng mit der der Muskatnuß verbunden, was ihr erstes Auftauchen lange vor unserer Zeitrechnung und ihre Verbreitung über die Erde angeht. Nelken mit ihrem kräftigen aromatischen Geschmack sind in der Küche für Getränke, Speisen und Backwerk begehrt.

Piment:

Der Pimentbaum gehört zur Familie der Myrtengewächse und hat seine Heimat im tropischen Mittelamerika. Viele Versuche, den Baum auf Java und Sumatra einzubürgern, mißlangen, so daß noch heute Piment hauptsächlich aus der Karibik, Mexiko und Brasilien sowie aus Ländern Mittelamerikas kommt. Piment wurde in Europa erst nach Kolumbus' zweiter Reise bekannt. Die Spanier sorgten dann schnell für die Kultivierung des Pimentbaumes in ihren amerikanischen Besitzungen und für den Handel in Europa. Spanisch ist auch der Name, der von dem Wort pimenta für Pfeffer stammt, hielt man doch lange den Piment für eine besondere Art von Pfeffer.

Piment duftet sehr deutlich nach einer Mischung von Nelken, Muskat und Zimt, schmeckt so ähnlich wie Nelken mit einem Hauch Pfeffer-Schärfe. Wohl deshalb haben dei Engländer dem Piment den Namen Allspice für "Allgewürz" gegeben. Frisch gemahlene Pimentkörner sind in vielen Backrezepten als Zutat sehr wichtig.

Vanille:

Lange ehe die Vanille, eine Kletterorchidee, nach Europa kam, wurde sie von den Azteken in Mittelamerika, ihrer Heimat, kultiviert und für medizinische Zwecke und als Würze für den Kakao verwendet. Auch als "Muntermacher für müde Männer" war sie überaus beliebt. Erst der spanische Eroberer Hernán Cortés versuchte, das Gewürz in Spanien einzuführen, was allerdings kläglich mißlang. Trotz der angedrohten Todesstrafe unterneahmen es Abenteurer immer wieder, Vanille-Stecklinge zu stehlen und in anderen Ländern anzubauen, was jedoch immer schiefging. Über 300 Jahre lang blieb Mexiko der Vanille-Monopolist. Erst im 19. Jahrhundert gelang mit gestohlenen Keimlingen auf der Insel Réunion im indischen Ozean die Aufzucht, doch die Blüten blieben ohne Früchte, weil die natürlichen Bestäuber - Kolibris und Insekten - der mexikanischenHeimat fehlten. Ein erfolg stellte sich allerdings ein, als man lernte, die Blüten künstlich zu bestäuben.

Vanille wird heute zum Würzen von Süßspeisen, Backwaren und Getränken verwandt, denn die länglichen Fruchtkapseln (oft fälschlich Schoten genannt) duften hinreißend zart und aromatisch, bei einem süßlich-würzigen Geschmack. Der größte Verbraucher echter Vanille ist die Schokoladenindustrie, macht doch dieses Gewürz die Schokolade erst zu dem was sie ist. Mit der echten Bourbon-Vanille (nach dem ehemaligen Namen der Insel, auf der sie nach Mexiko angebaut wurde) kann man durchaus Vanille-Zucker selbst herstellen. Die Kapsel wird entweder so wie sie ist, oder aufgeschnitten, in Zucker gelegt, wo sie - in einem möglichts luftdicht verschlossenen Glas - ihr Aroma an den Zucker abgibt.

Zimt:

Hiebei handelt es sich ebenfalls um eines der ältesten Gewürze der Welt. Schon vor rund 4.500 Jahren duftete so manche Küche in China nach Zimt. Die Araber und phönizische Kaufleute brachten die aromatische Rinde der Zimtbäume nach Ägypten ins Reich der Pharaonen, wo sie auch Nero kennenlernet. Erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts kam Zimt von Ceylon (Sri Lanka) nach Europa, obwohl es noch viele Jahre dauerte, bis etwa die Portugiesen den vollen Wert des Zimtes einzuschätzen lernten. Dann allerdings wurde es zu einem der wertvollsten und teuersten Gewürze. Weiß man von Nero, daß er zu Ehren seiner Frau Poppäa nach deren Tode große Feuer aus Zimtrinde in Rom entfachte, ist auch die Demonstration des unvorstellbaren Reichtumes der Augsburger Fugger einst mit Zimt vor sich gegangen. Um 1530 soll der Kaufmann Anton Fugger, so berichten die Chronisten, die Schuldscheine Kaiser Karls V. vor dessen Augen in einem Feuer aus Zimtstangen verbrannt haben; nur um zu zeigen, daß er sich den Verlust dieser Zehntausende Goldstücke ja leisten könne.

Zimt und Zimtrinde sind das gleiche Gewürz, nur in anderer Form. Wohl aber gibt es verschiedene Zimtbäume, aus deren inneren Rindenschicht die Zimtrinde hergestellt wird. Da ist einmal der Ceylon-Zimt (Canehl genannt). Zum anderen gibt es den China-Zimt (auch Cassia genannt), der mehr Gerbstoffe enthält, weil seine äußere korkartige Rinde oft nur unzureichend entfernt wurde. Und schließlich gibt es den Padang-Zimt in den nach deutscher Norm Qualitäten AA, A, B und C vovon die Güteklasse AA die feinste und dünnste Rinde ist, die sich am besten zum Mahlen von Zimtpulver eignet.

Wollen Sie mehr wissen? - Hier erfahren Sie alles!

Rosinen Mandeln Orangeat
Gewürze Spirituosen Butter